Was genau ist frische Luft?
Wir brauchen frische Luft, um gesund leben zu können. Ohne sie fühlen wir uns nicht wohl und werden vielleicht sogar krank. Frischluft ist also unabdingbar für uns. Viele Menschen verbinden mit frischer Luft automatisch besondere und individuelle Dinge: Der eine mag den Geruch von frisch gemähtem Gras, der andere von frischer Seeluft. Auf dem Land wird frische Luft auch mit natürlichen Gerüchen aus der Umwelt in Verbindung gebracht. Jeder hat eigene Vorstellungen von frischer Luft. Atmet man tief und bewusst ein, so kann man einen Unterschied zwischen „üblicher Raumluft“ und „frischer Luft“ feststellen.
Was aber macht genau diesen Unterschied aus? Ist es nur der Geruch oder spielen noch andere Dinge eine Rolle? Beginnen wir zuerst einmal mit dem Geruch von Luft: Der Mensch ist in der Lage automatisch zu erkennen, ob Luft gut oder schlecht riecht. Diese Fähigkeit, gute von schlechten Gerüchen zu unterscheiden, erleichterte den Menschen das Überleben. Ähnlich ist es beim Geschmack. Bitter wird z. B. automatisch mit giftig in Verbindung gebracht und verhindert so den Konsum tödlicher Nahrungsmittel. Darüber hinaus sind wir in der Lage, Gerüche zuzuordnen. So können wir zum Beispiel den Geruch eines Kellers von dem einer Garage oder einer Werkstatt unterscheiden.
Luftfeuchtigkeit allerdings kann unseren Geruchsinn beeinträchtigen, und zwar sowohl positiv als auch negativ. Bei extrem niedriger Luftfeuchtigkeit können die Schleimhäute in der Nase und im Rachen trocken werden, was das Geruchsempfinden beeinträchtigt. Ist man längere Zeit dieser trockenen Luft ausgesetzt, kann sich die Schleimhaut zusätzlich leicht verändern und wird zum Schutz vor Austrocknung mit einer kleinen Schleimschicht überzogen. Dieser „Schutz“ der Schleimhaut ist vergleichbar mit einem Schnupfen und beeinträchtigt zusätzlich das Geruchsempfinden.
Auch extrem hohe Luftfeuchtigkeit kann die Geruchsempfindung stören. Ab ca. 65 % – 70 % relativer Luftfeuchtigkeit hat man das Gefühl, dass man alles etwas „abgestanden“ wahrnimmt. Wir können also frische und abgestandene Luft förmlich riechen und unterscheiden.
Sehen wir uns weiter das Thema Behaglichkeit an. Behaglichkeit ist ein allgemeiner Ausdruck, der besagt, wann wir uns wohlfühlen. Im Gegensatz dazu spricht man von Unbehaglichkeit, wenn ein oder mehrere Faktoren gefühlt nicht zueinander passen oder uns einfach nicht gefallen.
Wir wollen im Folgenden auf diese Faktoren genauer eingehen. Wie beschrieben, können wir eine zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit oft direkt „riechen“. Aber auch andere Sinne spielen dabei eine Rolle: Zu hohe Luftfeuchtigkeit führt meist dazu, dass wir leicht schwitzen oder sich unsere Kleidung und Stoffe, wie Gardinen, Bettbezüge etc., klamm oder feucht anfühlen. Die Unbehaglichkeit kann sogar so weit gehen, dass man trockene und rissige Haut bekommt oder das Gefühl, nur noch schwer atmen zu können. Auch eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit kann genau zu diesem Effekt führen, wenn unser Körper versucht, dem Austrocknen unserer Haut entgegenzuwirken. Darüber hinaus können Viren und Bakterien bei sehr niedriger Luftfeuchtigkeit schneller zu Infektionen z. B. der Schleimhäute führen. Krankheiten haben deshalb ein leichteres Spiel. Den Themen Luftfeuchtigkeit, Kondensat und deren Auswirkungen widmen wir ein ganzes Kapitel.
Ein weiterer wichtiger Behaglichkeitsfaktor ist die Temperatur. Ist diese zu niedrig, ist uns zu kalt, ist sie zu hoch, ist uns zu warm. Ob wir die Temperatur als zu warm oder zu kalt empfinden, hängt allerdings auch von unserem Geschlecht und unserer persönlichen Wohlfühltemperatur ab. So haben Männer mehr Muskelmasse als Frauen. Muskeln wiederum erzeugen Wärme, auch wenn man sich nicht bewegt, wodurch Männern im Durchschnitt nicht so schnell kalt wird wie Frauen. Nimmt man nun noch das persönliche Empfinden hinzu, kann es zu vollkommen unterschiedlichem Behaglichkeitsempfinden kommen.
Bewegte Luft ist ein weiterer Faktor, der oft nicht oder nur ungenügend berücksichtigt wird. Wir sprechen meist von (unbehaglicher) Zugluft. Jeder kennt das Gefühl, wenn einem kalt ist und man das Gefühl hat, irgendwo im Haus ist ein Fenster offen. Oft reichen aber schon kleine Luftbewegungen z. B. vor einem geschlossenen Fenster aus, um dieses Gefühl zu erzeugen.
Basierend auf diesen Faktoren wurde ein Behaglichkeitsdiagramm mit verschiedenen Testpersonen entwickelt. Dazu wurden verschiedene Temperaturen mit unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit und unterschiedlich starker Zugluft kombiniert. Fühlten sich mehr als 20 % aller Teilnehmer unwohl, wurde das Diagramm entsprechend angepasst. 80 % alle befragten Personen waren also einer Meinung. Die anderen 20 % nicht, was zeigt, dass sich nicht immer jeder Mensch unter den gleichen Bedingungen wohlfühlen kann. Dies bedeutet aber auch, dass sich immer noch 20 % aller Personen an einem Ort im Durchschnitt unwohl fühlen, obwohl die Behaglichkeitskriterien (manchmal auch nur als das Behaglichkeitskriterium bezeichnet) erfüllt sind.
Das vorliegende Diagramm ist so zu verstehen, dass wir uns rein beim Vorhandensein von Luftfeuchtigkeit und einer bestimmten Temperatur immer genau dann wohlfühlen, wenn der Schnittpunkt beider Werte im blauen, also im Behaglichkeitsbereich liegt. Der orange Bereich ist schon etwas schlechter und es wird nicht empfohlen, dauerhaft unter diesen Bedingungen zu verharren. Befindet sich der Schnittpunkt außerhalb der markierten Bereiche, können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass wir uns nicht wohlfühlen werden.
Kommt jetzt noch Zugluft hinzu (rote Linie), fühlen wir uns noch schneller unwohl. Je kälter es ist und je geringer die Luftfeuchtigkeit, desto schneller führt schon eine kleine Luftbewegung dazu, dass wir uns nicht mehr wohlfühlen. Der Bereich über der roten Linie (auch der vorherige Bereich der Behaglichkeit) wird nun ebenso unbehaglich.
Zuletzt muss noch ein weiterer wichtiger Punkt Beachtung finden: Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und finden schnell Dinge gut, die wir schon oft gemacht haben oder die wir aus der Vergangenheit kennen. So ist es z. B. so, dass wir frische Luft im Haus mit bestimmten erlernten Eigenschaften in Verbindung bringen.
Frische Luft ist für die meisten Menschen zum Beispiel kühl, da wir Wärmerückgewinnungsgeräte oder vorgewärmte Luft als Kinder bzw. beim Aufwachsen meist nicht kennengelernt haben. Stattdessen wurde ein Fenster oder eine Tür geöffnet und Luft strömte in die Wohnung. Meist war diese Luft kühl, entweder, weil es draußen kälter war als drinnen, oder weil es uns nur so vorkam, da die Luft von außen weniger stark mit Feuchtigkeit angereichert war. Was vielleicht noch viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass die frische Luft immer aus Richtung eines Fensters oder einer Tür strömte. Wir verbinden also frische Luft automatisch mit einem Fenster oder einer Tür, zumindest aber mit der Richtung, aus welcher die Luft kommt.
Lüftungsgeräte können frischer Luft völlig neue Eigenschaften verleihen. Frische Luft ist nicht mehr unbedingt kühl, wird manchmal sogar befeuchtet und kommt aus einer ganz anderen Richtung, als unser Körper vielleicht erwartet. So kann es sein, dass wir zwar frische Luft von außen bekommen, diese aber nicht als frische Luft wahrnehmen und so auch nicht erkennen können. Was das dann genau bedeutet und warum genau deshalb moderne Lüftungsgeräte oft in der Praxis gar nicht den Nutzen bringen wie berechnet, wird in einem anderen Papier dargestellt.
Fazit:
Frische Luft ist also etwas, das wir (meist) mit etwas Positivem in Verbindung bringen. Angefangen bei einem „guten“ Geruch über niedrige Luftfeuchte bis hin zu (angenehmer) Kühle. Meist merken wir, wenn die Luft verbraucht ist und wir wieder frische Luft benötigen. Mögliche negative Eigenschaften wie Pollen o. Ä. lassen wir einmal außen vor. Frische Luft ist für uns alle wichtig, denn sie ist mitverantwortlich für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Sie ist aber auch wichtig für den Werterhalt unserer Häuser und Wohnungen. Diesem Thema werden wir uns in einem weiteren Artikel widmen.